Breitband in Deutschland - ist die Zukunft in Gefahr?
Überall heißt es, Deutschland sei breitbandtechnisch ein Entwicklungsland und könnte international nicht konkurrieren. Zahlreiche Studien haben sich in den vergangenen Jahren mit dieser Thematik beschäftigt. Wir geben einen Überblick zu relevanten Inhalten, klärenden Status quo Deutschlands und machen deutlich, warum Glasfaser für die Zukunft Deutschlands so wichtig ist.
Deutschland international
Vergleich der Breitbandgeschwindigkeit
Deutschland europaweit
Vergleich der FTTH/B-Anschlüsse
Deutschland national
Breitbandverfügbarkeit verschiedener Geschwindigkeiten
Trends
Datenübertragung in der Zukunft
1. Deutschland im internationalen Vergleich
Fokus Breitbandgeschwindigkeit
Ein Vergleich der weltweit durchschnittlichen Datenübertragungsraten zeigt, dass Deutschland mit knapp 73,2 Mbit/s zwar nicht zur Weltspitze gehört, jedoch über dem Durchschnitt liegt. Den ersten Platz in der Mitte dieses Jahres sicherte sich Singapur mit 191 Mbit/s, gefolgt von Südkorea mit 156 Mbit/s.
Durchschnittliche Downloadrate Mitte 2019 weltweit: 63,8 Mbit/s
Durchschnittliche Uploadrate Mitte 2019 weltweit: 33,5 Mbit/s
Quelle: Speedtest Global Index, September 2019
Platz für Deutschland bei der durchschnittlichen Downloadrate weltweit
Breitbandgeschwindigkeit weltweit
(Auszug vor Deutschland platzierter Länder)
Quelle: Speedtest Global Index, September 2019

Über dem Durchschnitt
Deutschland liegt bezüglich der durchschnittlichen Datenübertragungsrate im Download weltweit über dem Durchschnitt. Wieso findet man also so viele negativen Stimmen zum Stand des Breitbandausbaus in Deutschland? Wir schauen genauer hin.
FTTH/B-Anschlüsse in Europa
(Auszug vor Deutschland platzierter Länder)
Quelle: BREKO Breitbandstudie, 2018

2. Deutschland im europaweiten Vergleich
Fokus Glasfaseranschlüsse
Im europäischen Vergleich von Fiber-to-the-building (FTTB-) und Fiber-to-the-home (FTTH-) Anschlüssen schneidet Deutschland weit unterdurchschnittlich ab. Lediglich 3 % der Haushalte in Deutschland verfügen über eine Glasfaseranbindung. Europaweit liegt dieser Wert mehr als 10 % unter dem Durchschnitt. An der Spitze befindet sich dabei Lettland mit mehr als 50 % angeschlossenen Haushalten.
Quelle: BREKO Breitbandstudie, 2018
Anteil der Haushalte mit FTTB/H-Anschluss:
- Lettland 50%
- EU-Durchschnitt 14%
- Deutschland 3%
FTTH/B-Anschlüsse in Europa
(Auszug vor Deutschland platzierter Länder)
Quelle: BREKO Breitbandstudie, 2018

Kaum Glasfaser
Im Vergleich mit unseren Nachbarn, verfügen Deutschlands Haushalte über unterdurchschnittlich wenig Glasfaseranschlüsse. Welche Bedeutung haben Glasfaseranschlüsse denn überhaupt für die Zukunft? Wir gehen der Frage nach.
Sie verstehen nur Bahnhof?
Wir haben einige relevante Begriffe für Sie definiert
Allgemeines
Breitband
Der Begriff „Breitband-Internet“ wird in der Regel als Internetzugang verstanden, bei dem deutlich schnellere Datenübertragungsraten erzielt werden können als zu Beginn des Internets. Mit modernen Glasfaser-basierten Anschlüssen können abermals deutliche schnellere Datenübertragungsraten im Vergleich zu z.B. DSL erzielt werden. Daher verwenden wir den Begriff „Breitband“ stellvertretend für Kupfer-basierte Technologien und „Datenübertragung“ universell.
Bandbreite
Die Bandbreite bestimmt die Leistung von Netzwerken, also welche Datenmenge (Megabit = Mbit) in einem Zeitabschnitt (Sekunde = s) übertragen werden können (Mbit / s).
Gigabit-Gesellschaft
Eine Gigabit-Gesellschaft stellt laut Definition des BMVI eine „fortgeschrittene Informationsgesellschaft, die vollständig von Informations- und Kommunikationstechnik durchdrungen ist“ dar.
Technisches
Kupfer-, Koaxial-, Glasfaser-Kabel
Die Datenübertragungsrate eines Internet-Anschlusses ist wesentlich durch die Art und Weise der Anbindung an das Netz beeinflusst. Bei einem leitungsgebundenen Anschluss kann hier Kupfer-, Koaxial- oder Glasfaser-Kabel verlegt sein. In der Realität sind häufig Mischformen zu finden, welche die Bandbreite wesentlich beeinflussen. Mehr dazu hier
DSL, HFC, FTTH/FTTB/FTTD
Basierend auf den Anschluss der sogenannten „letzten Meile“ eines Teilnehmers, spricht man von unterschiedlichen Varianten. Ist dieser beispielsweise mittels einem Kupfer-Kabel angebunden, spricht man von (Asymmetric) Digital Subsriber Line ((A)DSL).
Koaxial-Kabel findet man häufig im SAT Bereich. Sie werden in Verbindung mit Glasfaser-Kabeln ebenfalls zur Datenübertragung für Internet verwendet (Hybrid Fiber Coax = HFC).
Bei einem Anschluss des Teilnehmers mit Glasfaser kann weiter danach differenziert werden, wie weit das Kabel läuft. So kann ein Gebäude, allerdings nicht die darin befindlichen Wohneinheiten, angeschlossen werden (Building = B), ein (Ein- oder Mehrfamilien-) Haus mit Glasfaser versorgt werden (House = H) oder das Kabel gar bis zum Schreibtisch gezogen werden (Desk = D). Wird also ein Einfamilienhaus angeschlossen, spricht man von „Glasfaser bis zum Haus“ (engl. „Fiber To The House“ = FTTH). Mehr dazu hier
3. Breitband in Deutschland
Fokus Breitbandverfügbarkeit
Wie ist es um die Verfügbarkeit von „Breitband“ in Deutschland bestellt? Der Begriff „Breitband“ wird allgemein als Synonym für „Internetzugang mit hohen Datenübertragungsraten“ verwendet. Eine genaue Definition gibt es hierzu jedoch nicht. In der politischen und öffentlichen Diskussion werden mit „hoher Bandbreite“ jedoch vor allem die Ziele der Bundesregierung zum flächendeckenden Ausbau Deutschlands mit Datenübertragungsraten von über 50 Mbit/s gemeint. Wir erweitern das Beobachtungsfeld und beziehen höhere Datenübertragungsraten mit ein.
In den vergangenen Jahren wurden einige Studien veröffentlicht, die den Status Quo von Deutschland genauer beschreiben. Das BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) veröffentlicht regelmäßig Studien zur „Breitbandverfügbarkeit“ in Deutschland. Zu beachten ist, dass man beim Begriff der Breitbandverfügbarkeit stets eine einzige Bandbreite betrachtet (z. B. 50 Mbit/s, 200 Mbit/s oder 1.000 Mbit/s). Es fällt auf, dass diese in den vergangenen Jahren über gesamt Deutschland zwar stetig steigt (+7,3 % von 2017 auf 2018 für 50 Mbit/s), es jedoch enorme Unterschiede zwischen den städtischen, halbstädtischen und ländlichen Regionen gibt.
Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2019): Aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Deutschland (Stand Ende 2018)
Breitbandverfügbarkeit in Deutschland
(ab 50 Mbit/s)
Quelle: BMVI Breitbandatlas, September 2019

Breitbandverfügbarkeit 50 Mbit/s
über sämtliche Technologien unterschieden nach Art der Region
- städtisch 95%
- halbstädtisch 83%
- ländlich 64%
Breitbandverfügbarkeit 1.000 Mbit/s
über sämtliche Technologien unterschieden nach Art der Region
- städtisch 39%
- halbstädtisch 15%
- ländlich 8%
Breitbandverfügbarkeit in Deutschland
(ab 1.000 Mbit/s)
Quelle: BMVI Breitbandatlas, September 2019

Breitbandverfügbarkeit 1.000 Mbit/s
über sämtliche Technologien unterschieden nach Art der Region
- städtisch 39%
- halbstädtisch 15%
- ländlich 8%
Kaum Verfügbarkeit hoher Bandbreiten
Hohe Bandbreiten bis 1.000 Mbit/s sind in Deutschland nur sehr wenig verfügbar. Allgemein fällt auf, dass die Breitbandverfügbarkeit stark von der Region abhängig ist. Während Städte eher gut angebunden sind, verfügen ländliche Gebiete kaum über Gigabit-Anschlüsse. Machen Sie sich auf der interaktiven Karte des Breitbandatlas vom BMVI selbst ein Bild.
Brauchen wir hohe Bandbreiten?
Fakt ist: Wir befinden uns aktuell in einem massiven gesellschaftlichen Wandel. Dabei rücken zunehmend Anwendungen in den Vordergrund, die hohe Datenübertragungsraten benötigen. In den kommenden Jahren wird es für eine Volkswirtschaft von entscheidender Bedeutung sein, diese Herausforderungen zu meistern, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren. Die Kernfrage ist dabei schon heute: Was wissen wir bereits heute über die Anwendungen der Zukunft? Wie werden sich die Anforderungen von Breitbandkunden in den kommenden Jahren verändern? Wir haben hierzu einen Auszug relevanter Studien aufgeführt.
Wernick et al. listen in einer Studie aus dem Jahr 2016 Anwendungskategorien auf, die in Zukunft besonders hohe Anforderung an Hochbitrate, Symmetrie, Paketverlust und Latenz stellen.
Quelle: Wernick et al. (2016): Erfolgsfaktoren beim FTTH Ausbau
- Cloud Computing
- VPN
- Cyberphysische Systeme
- E-Health / Telemedizin
- E-Commerce
- ERP / CRM
- Industrie 4.0
- Smart Farming
- E-Learning
- (Video-) Kommunikation
- Smart Home
- Big Data
Cloud Computing
VPN
Cyberphysische Systeme
E-Health / Telemedizin
E-Commerce
ERP / CRM
Industrie 4.0
Smart Farming
E-Learning
(Video-) Kommunikation
Smart Home
Big Data
Höhere Anforderungen im gewerblichen Gebrauch
Höhere und symmetrische Datenübertragungsraten sowie eine geringe Latenz und Paketverlust werden gewerblichen Nachfragern besonders wichtig sein. Die Sicherheit bei der Übertragung von Informationen sowie eine hohe Verfügbarkeit sin ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Private Nachfrager legen besonderen Wert auf Einfachheit, Mobilität, leichte Verfügbarkeit und einen günstigen Preis. Die Datenübertragungsrate spielt dabei nach aktuellen Erkenntnissen eine geringere Rolle. Allerdings wird sich der Wandel in die Gigabit-Gesellschaft überall bemerkbar machen.
Die Gigabit-Gesellschaft
Laut Definition des BMVI ist die Gigabit-Gesellschaft eine „fortgeschrittene Informationsgesellschaft, die vollständig von Informations- und Kommunikationstechnik durchdrungen ist“. Doch was wird als charakteristisch für eine solche Gesellschaft angesehen? Wir haben einige der diskutierten Aspekte zusammengetragen:
„Top Level“-Nachfrager
Laut dem WIK-Marktpotentialmodell werden im Jahr 2025 29,7 % der Breitbandanschlüsse in Deutschland zur sogenannten Gruppe der „Top Level“-Nachfrager gehören. Diese beinhaltet demnach ca. 12,2 Mio. Haushalte sowie ca. 300.000 Unternehmen und ist durch Nachfrage von > 1.000 Mbit/s im downstream und > 600 Mbit/s im Upstream beschrieben.
Quelle: Strube Martins et al. (2017): Die Privatkundennachfrage nach hochbitratigem Breitbandinternet im Jahr 2025
Das Nachfragepotential nach Strube Martins et al. (2017)
- Top Level – Download: > 1.000 Mbit/s | Upload: > 600 Mbit/s | ca. 12,2 Mio. Haushalte & 300.000 Unternehmen 30%
- High Medium – Download: 500 – 1.000 Mbit/s | Upload: 300 – 600 Mbit/s | ca. 18,4 Mio. Haushalte 45%
- Medium Level – Download: 150 – 500 Mbit/s | Upload: 100 – 300 Mbit/s | ca. 4 Mio. Haushalte & 2,7 Mio. Unternehmen 10%
- Low Level – Download: bis zu 150 Mbit/s | Upload: bis zu 100 Mbit/s | ca. 3,3 Mio. Haushalte & 590.000 Unternehmen 8%
- Kein Bedarf / Verweigerer | ca. 3 Mio. Haushalte 7%
Die Gigabit-Gesellschaft nach 2025
Mbit/s Downloadnachfrage in 2025 (BREKO Breitbandstudie 2018)
Mbit/s Uploadnachfrage in 2025 (BREKO Breitbandstudie 2018)
Mbit/s Nachfrage in 2030 nach Nielsens Gesetz
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